Mato Grosso – Der Wilde Westen Brasiliens
Cowboys, Indianer und riesige weite Ebenen prägen unser Bild vom „Wilden Westen“. Genau wie heute die riesigen Felder und Farmen im Mittleren Westen der USA. Doch genau das trifft auch auf Mato Grosso und die Bundesstaaten des Centro-Oeste, des mittleren Westens Brasiliens zu. Doch fand der Marsch nach Westen in Brasilien viel später statt und ist bis heute noch nicht abgeschlossen.
Zum Centro-Oeste zählen die Bundesstaaten Goias, Mato Grosso und Mato Grosso del Sul, sowie der Distrito Federal, der Stadtstaat um die neue Hauptstadt Brasilia. Mato Grosso ist mit ca 900.000 Quadratkilometern deutlich mehr als doppelt so groß wie Deutschland und der drittgrößte Bundesstaat Brasiliens. Weite Teile sind dünn besiedelt und erst in den letzten Jahrzehnten erschlossen worden. Der Bau der Straßen stößt auf erbitterten Widerstand der Indios und von Umweltschützern, denn sie bieten ein Einfallstor für illegale Abholzungen und Landnahmen.
Der nördliche Teil gehört zum Amazonastiefland und grenzt an die Bundesstaaten Rondonia, Amazonas und Parantins. Im Westen befindet sich die Grenze zu Bolivien. Der Süden zum Pantanal, einer riesigen Seenplatte, die mittlerweile teilweise unter Naturschutz steht und für den Öko-Tourismus erschlossen wird.
Cuiaba
Die Hauptstadt von Mato Grosso ist Cuiaba. 1719 gegründet erhielt Cuiaba hundert Jahre später die Stadtrechte und wurde 1835 zur Hauptstadt von Mato Grosso erklärt. Wachstumsschübe erfuhr die Stadt im 19. Jahrhundert während des Paraguay-Krieges und ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch den großen „Marsch nach Westen“, der die Erschließung der westlichen Landesteile Brasiliens zum Ziel hat.
Während sich die Skyline wie bei vielen südamerikanischen Städten mit ihren Hochhäusern wenig von anderen Großstädten unterscheidet, ist die Altstadt von Cuiaba immer noch von den alten Häusern im portugiesischen Kolonialstil geprägt. Neben imposanten Kirchen und Kathedralen gibt es den „Calcadão“, das Einkaufsviertel mit einem Netz kleiner, belebter Straßen und kleinen, gemütlichen Plätzen, in denen sich ein Geschäft an das andere reiht. Trotz ihrer über 550.000 Einwohner und ihrer modernen Skyline wirkt die Stadt doch sehr gemütlich.
Igreja de Nossa Senhora do Bom Despacho über der Altstadt von Cuiaba – Mato Grosso
Igreja Nossa Senhora Auxiliadora in Cuiaba – Mato Grosso
Ökotourismus im Pantanal
Im Süden Mato Grossos und dem Norden von Mato Grosso do Sul erstreckt sich die riesige Seenplatte des Pantanal. Es ist mit 230.000 Quadratkilometer etwa so groß wie alle alten Bundesländer der BRD zusammen. Auf 600 Kilometer Länge verliert der Rio Paraguay nur 15 Meter an Höhe und bildet ein Überschwemmungsgebiet mit einer besonderen Artenvielfalt der Flora und Fauna.
Capybaras im Pantanal – Foto © Edinir Taques
Tamadua im Pantanal – Foto © Edinir Taques
Bis jetzt sind nur gut 3000 Quadratkilometer der Fläche geschützt und wie andere Naturparadiese in Südamerika in ist das Pantanal in Gefahr. Doch gibt es erhebliche Anstrengungen, hier andere Wege zu gehen. Anstatt der Jagd auf seltene Krokodilarten, die das begehrte Leder liefern, entstehen Krokodilfarmen. Und das Pantanal wird zunehmend für einen sanften, ökologischen Tourismus erschlossen. Übernachtungsmöglichkeiten auf Farmen und geführte Safaris bieten einen Einblick in die Tier-und Pflanzenwelt. Die Einnahmen aus dem Tourismus dienen dem Erhalt des Naturparadieses.
Neben der Viehzucht ist Ökotourismus ein wichtiges Standbein der Wirtschaft im Pantanal. Auf dem Foto der Aussichtsturm der Pousada Rio Clarinho, in der Edinir gearbeitet hat.
Aussichtsturm der Pousada Rio Clarinho – Foto © Edinir Taques
Im Pantanal leben viele bedrohte Krokodilarten. Doch im Gegensatz zu vielen Teilen Brasiliens und Südamerikas versucht man hier andere Wege zu gehen. Statt Jagd auf die wild lebenden Krokodile zu machen, werden Krokodile in Farmen gezüchtet.
Krokodil im Wasser – Foto © Edinir Taques
Landwirtschaft
Die Ökonomie Mato Grossos ist von der Landwirtschaft geprägt. Haupteinnahmequellen sind der Anbau von Soja und die Rinderzucht. Auch der Holzeinschlag, obwohl oft illegal, spielt eine wichtige Rolle. Und oft gehen die landwirtschaftliche Erschließung und die Entwaldung Hand in Hand.
Die Mitte Mato Grossos wird von riesigen Soja-Feldern dominiert. Wobei die Umwelteinflüsse von Bodenerosion und dem Einsatz von Pestiziden geprägt sind. Der Norden ist von der Rinderzucht geprägt und leidet durch die Entwaldung. Auch ein neues, liberaleres Waldschutzgesetz führt dazu, dass von dem Mato Grosso, dem dichten Wald, der dem Staat seinen Namen gegeben hat, immer weniger übrig bleibt.
Im Umland von Juara erstrecken sich große Weidegebiete. Baumgruppen und Hecken vermitteln den Eindruck von Nachhaltigkeit. Doch das täuscht. Wo heute die Weiden sind, befand sich vor wenigen Jahrzehnten noch unberührter Urwald. Mehr Fotos von dem Platz findet ihr in der Fotogalerie Landschaft bei Juara
Juara, die Stadt der Rinder und der Gauchos
Juara ist eine kleine, sehr gepflegte Stadt im Norden Mato Grossos. Umgeben von Wäldern und Weiden sieht hier alles wie eine wahre Idylle aus. Zehn Kilometer vom Rio dos Peixes entfernt bieten die lokalen Busunternehmen Ausflüge in die spektakuläre Landschaft rund um den Ort. Doch der Eindruck täuscht: Noch vor wenigen Jahrzehnten war hier intakter Urwald, denn Juara ist erst etwa 30 Jahren gegründet worden. Da war der Rio dos Peixes noch die Heimat der Indigenen vom Volk der Kaiabi, die in den Xingu-Nationalpark umgesiedelt wurden. Heute leben hier 30.000 Menschen, von denen geschätzte 2000 indigener Abstammung sind.
Der kleine, gepflegte Platz ist nicht nur das optische Zentrum von Juara. Die Bäume bieten am Tag Schatten. Und auch abends wird der Platz von der Bevölkerung gut angenommen. Mehr Fotos von dem Platz findet ihr in der Fotogalerie Juara – Stadtpark.
Juara ist das Zentrum der Rinderzucht in dieser Gegend. Mehrere große Geschäfte und kleine Sattlereien bieten alles, was der Gaucho braucht. Auch davon gibt es viele Fotos in der Fotogalerie Juara – Alles für Gauchos
Alles hier dreht sich um die Rinderzucht. Größter Arbeitgeber ist der Fleischkonzern JBS, der größte Fleischkonzern der Welt. Aber auch außerhalb der Fleischverarbeitung ist Juara von der Rinderzucht dominiert. Kaum vorstellbar, dass diese Kleinstadt ein regionales Zentrum ist, aber die nächsten Städte vergleichbarer Größe sind hunderte von Kilometern entfernt. Und so bietet Juara außer einem Supermarkt vor allem Geschäfte für den Bedarf von Gauchos.
Indigene Schutzgebiete
Aldeia Kuikuru im Nationalpark Oberer Rio Xingu – Foto © Liliam Tataxina
Das Fest Kuarup im Nationalpark Oberer Rio Xingu – Foto © Liliam Tataxina
Die brasilianische Verfassung garantiert den indigenen Völkern ein Recht auf ihre traditionellen Wohngebiete. Auch hat Brasilien die internationale Konvention der Weltarbeitsorganisation zum Schutz der indigenen Völker (ILO169) unterzeichnet. Doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Bis zur Durchsetzung eines Schutzgebiets ist es ein langer, juristischer Weg. Und auch wenn ein Schutzgebiet anerkannt ist, steht der Schutz oft nur auf dem Papier.
In Mato Grosso gibt es 78 indigene Schutzgebiete, die etwa 20% der Fläche des Staates ausmachen. Darin leben etwa 190.000 Menschen. Doch nicht alle sind anerkannt oder wirklich geschützt. Das bekannteste und größte Schutzgebiet der indigenen Völker ist der Xingu-Nationalpark. Er wurde 1961 auf Betreiben von Orlando Villas-Boas gegründet, befindet sich im Nordosten des Bundesstaats und beheimatet sechzehn indigene Völker. Außer Ethnien, die seit Menschengedenken dort leben, wurden auch andere, wie die Kaiabi, dorthin umgesiedelt.
Total interessant, dein Artikel. Vielen Dank für diesen Einblick. Schade, dass die indigenen Schutzgebiete nicht besser unterstützt werden. Da ist wohl noch einiges zu tun. Hoffen wir mal das Beste.
LG Daniela
Hallo Daniela,
danke für dein Interesse und deinen lieben Kommentar. Ja, ist wirklich schlimm, dass Indigenen und ihr Land nicht besser geschützt werden. Aber mit der neuen Regierung sieht es eher nach massiven Rückschritten aus. Bleibt nur zu hoffen, dass es nich ganz so schlimm, und irgendwann auch wieder besser wird.
Liebe Grüße
Klaus
Vielen Dank für den Einblick in die Landschaft und das Leben der Bevölkerung. Es ist wirklich schade, daß es immer noch nicht mehr für die indigenen Völker getan wird.
Ja, Ina, das ist wirklich sehr schade. Es sind wunderbare Kulturen, und wir könnten so einiges von ihnen lernen.