Kuarup – Das Fest des Totengedenkens
Kuarup, das Fest des Totengedenkens, wird von indigenen Völkern am Oberlauf des Rio Xingu in Brasilien gefeiert. Der Rio Xingu ist einer der südlichen Nebenflüsse des Amazonas. An seinem Oberlauf befindet sich das 1961 gegründete Indio-Schutzgebiet, der Nationalpark Oberer Rio Xingu. Im Nationalpark leben sechzehn Völker, die Zahl der Bewohner wird auf derzeit wieder 5500 Menschen geschätzt.
Jedes Jahr wird von den indigenen Völkern am oberen Rio Xingu das Fest Kuarup zu Ehren der in diesem Jahr herausragender Verstorbener abgehalten. Obwohl das Fest von den Völkern am Oberlauf des Rio Xingu veranstaltet wird, sind auch Völker vom Mittel- und Unterlauf eingeladen.
Es bedeutet eine große Ehre für den Verstorbenen, bei einem Kuarup repräsentiert zu werden. Ursprünglich sollte das Ritual die Toten wieder zum Leben erwecken. Es findet zum Ende der Regenzeit zwischen Juli und September statt und beendet offiziell die Trauerzeit.
Der Flötentanz:
Foto © Liliam Maria Tataxinã
Paarweiser Tanz durch die Häuser: © Liliam Maria Tataxinã
Der Mythos
Ein alter Mythos besagt, dass, zu Anfang der Zeiten, der große Paje Mavutsinim, der auf dem Berg Morena wohnte, sechs Menschen ins Leben zurückholte. Er befahl im Wald sechs Stämme zu schlagen, vier dunkle für die Männer, zwei helle für die Frauen. Dann begann er sie vorzubereiten. Um die Verwandlung durchzuführen, verkündete er ein Tabu: Niemand sollte in dieser Nacht Sex haben.
Der Paje Mavutsinim beabsichtigte diese Stämme wieder in Menschen zu verwandeln. Und alles lief gut, bis ein unaufmerksamer Indio der seiner Frau beischlief, und damit das Tabu verletzt hatte, zu den Stämmen gelangte. Er sah noch, wie die Körper, die sich schon in Menschen verwandelt hatten, wieder zu Baumstämmen wurden.
Mavotsinim war verärgert und beschloss, Körper nicht mehr auferstehen zu lassen, sondern nur noch die Seele. Die Indios glauben, dass durch das Kuarup die Seelen befreit werden. Nachdem sie im Wald oder in Flüssen gefangen waren, wären sie nun frei, in einer anderen Welt oder in einer anderen Form zu leben.
Beim Tanz „Auguhi“ tanzen nur die Männer oder nur die Frauen, aber nie beide Geschlechter gemeinsam. Hier beobachtet der Junge Ipa vom Volk der Kuikuro den Tanz der Männer. Die Fotografin Liliam Maria Tataxinã nahm die Fotos 2012 beim Kuarup im Dorf Ipatse des Volkes der Kuikuro auf.
Das Kuarap-Fest
Das Fest findet im Dorf des Toten statt. Wenn einer aus der Gemeinschaft stirbt, organisieren seine Verwandten das Fest. Sie sind auch dafür verantwortlich, dass eine große Menge an Nahrungsmitteln bereitgestellt wird. Ein Kuarup dauert zwei Tage. Am ersten Tag wird das Essen zubereitet, werden die Stämme geschmückt. Die Flötenspieler tanzen paarweise durch alle Häuser des Dorfes. Und die Pajés beten für die Toten.
Während der Nacht der Tränen werden die Stämme unter lautem Wehklagen aufgestellt, was die ganze Nacht dauert. Auch die Kämpfer tun kein Auge zu. Denn am zweiten Tag finden die Huka-Huka Kämpfe statt, und sie glauben, dass durch Schlaf und schlechte Träume ihre Kraft verloren geht. Auch werden am zweiten Tag die Baumstämme zum Fluss gebracht und hinein geworfen.
Bedeutung des Kuarup
Das Kuarup hat eine hohe gesellschaftliche Bedeutung für die Völker am Rio Xingu. Denn während des Zusammentreffens der verschiedenen Völker werden auch wichtige Verhandlungen geführt. So schließen z.B. verfeindete Gruppen Frieden. Oder es werden Hochzeiten vereinbart. In letzter Zeit werden auch öfter befreundete Aktivisten eingeladen, die die Zeremonie dokumentieren und die Kultur bekannt machen wollen. Im Jahr 2012 war, unter anderen, die Aktivistin und Fotografin Liliam Maria Tataxinã, bei der ich mich herzlich für die Erlaubnis bedanke, ihre Fotos hier verwenden zu dürfen.
Bildquellen
- Liliam – Eingang Maloca: Liliam Tataxina
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