Fotoparade 2015-2 – In und um Manaus
Eigentlich sollte es doch nur eine Homepage werden. Meine alten Artikel habe ich noch als Seiten angehängt, aber jetzt wird es doch immer sinnvoller, alles als Blog aufzumachen. Und da kommt der Michaels Aufruf zur Fotoparade doch sehr gelegen. Doch die Challenge, die er auf Erkunde die Welt startet, ist doch eine echte Herausforderung: Ein schönstes Landschaftsfoto habe ich sofort im Kopf, schönstes Gewässerfoto, da habe ich doch die Auswahl, und absolutes Lieblingsbild schon eh. Aber schönstes Sommerfoto und schönstes Herbstfoto sind Kategorien, die ich so doch nicht bedienen kann?! Manaus liegt so nah am Äquator, dass es keine Jahreszeiten wie Sommer und Winter gibt. Aber gerade deswegen nehme ich die Herausforderung gerne an. Kann ich trotzdem alle sechs Kategorien bedienen? Ja, denn es gibt doch Jahreszeiten: Regenzeit und Trockenzeit.
Herbstbild
Der Rio Taruma Acu ist ein Nebenfluss des Rio Negro. Hier verlieren die Bäume nicht ihre Blätter, aber trotzdem ist es fast ein herbstlicher Eindruck, wenn das Wasser zurückweicht und die grauen und braunen Teile der Vegetation freigibt, die noch vor Wochen vom Água Cheia, dem „vollen Wasser“, bedeckt waren.
Sommerbild
Ein Igarapé ist ein Flussarm mit eigener Quelle. Bei Água Cheia konnten wir bis auf fünfzig Meter an die Comunidade Igarapé Branntwein mit dem Canoa heranfahren. Nur wenige Wochen später ging das nur noch mit einem Fußmarsch vom über einer halben Stunde.
Landschaftsbild
Wir waren in der Comunidade zu einem Fest eingeladen. Batista hatte einen Pavillon errichtet, der für Feste und Versammlungen einen großen überdachten Raum bot. Und natürlich musste er mit einem Fest eingeweiht werden. Das Fest dauerte bis zum späten Abend und wir beschlossen, in der Comunidade zu übernachten. Wir spannten unsere Hängematten auf und schliefen bewacht von heiligen Mutter Erde bis der Morgen über dem Regenwald heraufdämmerte.
Gewässerbild
Während es eine Herausforderung ist, am Amazonas ein Herbstbild zu finden, ist es im Gegenteil nicht einfach, sich hier für ein Gewässerbild zu entscheiden. Hier, wo doch mehr Gewässer als festes Land zu finden ist: Die riesigen Flüsse Rio Negro und Rio Solimões, die sich zum Amazonas vereinigen und kilometerlang nebeneinander herfließen. Seen, Altarme, Quellflüsse und Wasserfälle. Und sagt vielleicht kein anderes Bild so viel: Eine kleine Ansiedlung am Tarumã Açu, eine Kirche, eine Schule. Und hier kommt das Wort Wasserweg zu seiner Bedeutung. Alles bewegt sich über das Wasser, und statt von Schulbussen verkehren Boote, die die Kinder zur Schule bringen.
Heimatbild
Was ist Heimat? Für Reisende, für Nomade, für Migranten? Und in Brasilien gibt es viele Migranten. Einwanderer aus aller Herren Länder, aber auch Binnenmigranten, die aus dem armen Nordosten in die reichen Metropolen ziehen, oder nach Manaus, das aufgrund der Freihandelszone boomt. Und so gab der Schriftsteller Luiz Ruffato eine nachdenkliche Antwort auf diese Frage. „Heimat ist, wo meine Vorfahren begraben sind, und wo auch ich begraben werde. Oder zumindest einen Ort zu schaffen, der die werden kann.“ Und so ist mein Heimatbild ein Bild für die Heimat.Manaus ist jetzt schon weit mehr als ein Sehnsuchtsort für mich, aber wirklich angekommen bin ich noch nicht. Doch auf dem Weg. Und irgendwann …
Lieblingsbild
Ein Industriegebiet zwischen zwei Siedlungen im Norden von Manaus. Ein Hof für Baumaschinen, ein paar Lagerhallen, brachliegende, überwucherte Grundstücke hinter eingefallenen Mauern. Gegenüber ein paar Häuser. Von der Terrasse aus kann man hinter den Lagerhallen und einer Anhöhe die Flugzeuge starten sehen: der Flughafen.
– Komm mit!
– Wohin, ist es weit?
– Nur ein paar Minuten.
Zuerst suchen wir einen Durchgang an einer Lagerhalle vorbei, doch ein Graben versperrt den Weg. Doch durch eine Öffnung in einer der Mauern und über ein brachliegendes Grundstück gelangen wir zu einem Weg, der hinter das Gehölz führt, und den Blick freigibt auf eine andere Welt.
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