Andrea del Fuego – Geschwister des Wasser
Auf der Buchmesse 2012 las Andrea del Fuego in Begleitung ihrer Übersetzerin Marianne Gareis aus ihrem Roman „Os Malaquias“. Es war ein beeindruckendes Ereignis, denn auch die Vortragsweise der Autorin entsprach der der poetischen Sprache des Romans. Doch stellte sich schnell die Frage, ob je eine Übersetzung der Sprachmelodie und Bilderstärke des Originals gerecht werden könnte.
Zunächst war das Erscheinen der Übersetzung für Anfang 2013 angekündigt, dann auf das Frühjahr. Schließlich erschien der Roman mit dem deutschen Titel „Geschwister des Wassers“ am 29. Juli 2013. Doch das Warten hat sich gelohnt! Marianne Gareis ist es gelungen, der deutschen Sprache die Bilder und die Melodie zu entlocken, die das Original auszeichnen.
Die Geschwister Malaquias
Der Roman spielt in einer entlegenen Gegend im Landesinneren von Brasilien. Er beschreibt das Leben der drei Kinder Nico, Julia und Antonio, die ihre Eltern verlieren, als bei einem Sturm ein Blitz in das Haus einschlägt. Während Nico, der Älteste, auf der Farm des Großgrundbesitzers bleibt, kommen die beiden Jüngeren in ein Waisenhaus unter Leitung französischer Ordensschwestern. Doch auch ihre Wege trennen sich, denn während Julia von einer höhergestellten Dame aus der Stadt als Dienstmädchen aufgenommen wird, bleibt der kleinwüchsige Antonio im Waisenhaus. Als Nico heiratet, kommt Antonio zurück zu ihm ins Haus seiner Eltern. Doch bald muss das Elternhaus einem Stausee weichen, der Elektrizität in die Gegend bringen soll.
Mehr noch als über das Leben der drei Waisenkinder ist es ein Roman über das Leben in Brasilien: Der Geruch des Kaffees, die Farben der Landschaft, die saubere Kargheit der Missionsstation oder der fremde Luxus der Dienstherrin in der Stadt. Namen für Gefühle gibt es keine, diese entstehen im Leser, der die Protagonisten begleitet.
Auch wenn das Leben auf dem Land behäbig ist, wird das Buch nie langweilig, denn in den 73 kurzen Abschnitten gelingt es Andréa del Fuego, den Leser in das hier und jetzt der Figuren zu ziehen, ihn kurz vergessen zu lasen, dass an anderen Orten das Leben der anderen weitergeht und nur darauf wartet weiter erzählt zu werden. Und wenn der Leser glaubt, sich an die Realität des Landes gewöhnt zu haben, überrascht ihn das Buch mit anderen Realität Brasiliens: Magie und Aberglaube. Doch nicht aus überheblicher Distanz, sondern aus dem Blick der unterschiedlichen Figuren.
Andréa del Fuego
Die Sprache der Poesie
Andréa del Fuego wurde 1975 in Sao Paulo geboren. Als sie als Kolumnistin arbeitete, hat sie sich für das Pseudonym in Anlehnung an die argentinische Tänzerin Luz del Fuego entschieden. Sie hat mehrere Bände mit Erzählungen und auch mehrere Kinderbücher veröffentlicht. Auf deutsch erschien auch die Kurzgeschichte Camping Calamares in der Anthologie „Popcorn am Zuckerhut“ (Wagenbach, 2013). Ihr zweiter Romans „As Miniaturas“ ist 2013 bei Companha das Letras erschienen.
Os Malaquias erhielt den renommierten Literaturpreis Premio Jose Saramago (2011) und war Finalistn bei den Literaturpreisen Premio São Paulo de Literatura (2011) und denPremio Jabuti (2011).
Copyright
Das Coverfoto ist vom Hanser Verlag für Rezensionen freigegeben. Gestaltung des Schutzumschlags: Peter-Andreas Hassiepen, München unter Verwendung einer Fotografie © Herbert List/Foto Agentur
Ich bedanke mich ganz, ganz herzlich bei Andréa del Fuego für die Zusendung ihres Fotos und die Erlaubnis, es hier zu verwenden! Das Copyright verbleibt natürlich weiter bei ihr.
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