Zurück aus Manaus – Zurück nach Manaus
Manaus und der Amazonas waren schon lange ein Traum für mich. Als ich dann über meine Beschäftigung mit den Kulturen der Indigenen Eliana kennenlernte, reifte schnell der Entschluss, endlich nach nach Manaus zu reisen. Das erste Mal war nur zehn Tage, aber schon da hat mich die Stadt fasziniert. Da ich die Stadt noch nicht kannte, suchte ich ein günstiges Hotel im Zentrum.
Das historische Zentrum mit dem berühmten Teatro Amazonas und dem Justizpalast aber auch Nutzgebäude wie das alte Zollamt, die Alfandega, und sogar ein alter Wasserspeicher sind Zeugen einer Zeit, als Manaus durch den Kautschukboom zu immensem Reichtum gekommen war.
Der zweite Grund, Manaus zu besuchen, war beruflicher Natur. Ich hatte die Gelegenheit, die indigenen Schriftsteller Ely Macuxi und Jaime Fernandes zu treffen, und mit ihnen über gemeinsame Projekte zu sprechen.
Obwohl Manaus nicht am Meer liegt, lädt es doch zum Baden ein. Bei den Einheimische ist der Stadtstrand Ponta Negra beliebt und trotzdem unter der Wochen nicht überlaufen. Er ist auch bequem mit dem Bus zu erreichen.
Der Höhepunkt meiner ersten Reise nach Manaus war jedoch gleichzeitig der Abschluss: Der Künstler, Schriftsteller und Schamane Bu´u Kennedy vom Volk der Tucano hatte Eliana und mich eingeladen, an einem Ritual teilzunehmen.
Es war eine wunderbare und erlebnisreiche Zeit in Manaus. Nur zu kurz und auch der Abschied von Eliana viel schwer. Und so war klar, dass ich schnellstmöglich zurückkommen würde. Das zweite Mal blieb ich dann auch deutlich länger. Eliana hatte mir eine Kitinet besorgt, das ist Zimmer mit Küche, und manchmal mit einem zweiten Raum. Eine Matratze, eine Hängematte, Tisch und Stühle und ein Ventilator. Sogar eine Kaffeemaschine und einen Sandwichtoaster hatte sie besorgt. Und so hatte ich wirklich alles, was ich brauchte.
Diesmal hatte ich die Gelegenheit, mehr vom Leben der Einheimischen mitzubekommen. Und auch verbrachte ich viel Zeit mit Eliana und ihrer Familie. Ich durfte sie zu Versammlungen begleiten, zu denen sie in ihrer Funktion als Sekretärin der indigenen Gemeinschaft Aio é eingeladen war. Einige der Versammlungen werden von der Caritas unterstützt und finden im Sitz des Erzbistums Manaus statt.
Wir besuchten jedoch auch Versammlungen außerhalb von Manaus, in der Comunidade Iguarape Branquinho an einem der Quellflüsse des Rio Taruma Acu. Zunächst fuhren wir mit dem Bus an einen kleinen Strand am Stadtrand von Manaus. Dort holte uns Batista, der Chef der Comunidade mit dem Canoa ab.
Und egal, wo ich bin, geht es natürlich nicht ohne Bücher. Während meines zweiten Aufenthalts fand die Buchmesse des Bundesstaats Amazonas statt. Ich traf wieder Ely Macuxi und diesmal auch den wunderbaren Autoren Yaguare Yama und den Illustratoren Elias Yaguake. Und während ich berufliches besprechen wollte, genossen Eliana und die Kinder das Rahmenprogramm.
Und wieder musste ich zurück und der Abschied fiel noch schwerer als beim ersten Mal. Und so war es auch diesmal klar, dass ich bald zurückkommen würde. Während viele Touristen nur einen kurzen Zwischenstopp von ein paar Tagen in Manaus einlegen, stellte ich fest, dass es auch bei meiner dritten Reise noch viel zu entdecken gab.
Da ich diesmal die alte analoge Spiegelreflexkamera aus den Siebzigern reaktiviert hatte, machten sich Eliana und ich auf Fotosafari. Wir besuchten das Centro Cultural dos Povos da Amazonia, den Hafen und die Märkte der Stadt.
Eine der Hauptaktivitäten lag wieder auf der Teilnahme an Versammlung zu den Themen der Indigenen. Versammlungen der Comunidade Aio-é, deren Sekretärin Eliana ist, ein Treffen der Dachorganisation der Comundades Kokama, die Einladung eines Abgeordneten des Stadtrats und natürlich wieder eine Versammlung der Caritas. Aber auch diesmal traf ich Ely Macuxi und Jaime Fernandes um den Fortgang der Projekte zu besprechen.
Der Höhepunkt lag aber außerhalb der Stadt. Außerhalb, im Interior, wie die Einheimischen sagen. Es war sowohl privat als auch reisetechnisch der Höhepunkt, dann ich war zu Elianas Vater eingeladen, der an der Verbindungsstraße von Manacapuru und Nova Airao wohnt.
Am ersten Tag besuchten wir eine Fazenda in der Nachbarschaft, wo Elianas Vater geschäftlich zu tun hatte. Die Leute hier betreiben hauptsächlich Rinderzucht und züchten Fische in Weihern, um die Bestände im Fluss zu schonen. Nachdem wir die Fazenda besichtigt hatten, sah ich das erste Mal ein wildlebendes Faultier.
Am nächsten Tag fuhren wir an den Lago Manacapuru zum Fischen. Mit dem alten Pick-up von Elianas Vater verließen wir die Landstraße, holten den Schlüssel zum Feldweg und gelangten zu einer idyllischen Halbinsel. Dort nahmen wir das Canoa und fuhren zu den Stellnetzen in der Nähe des Ufers.
Doch auch dieses Mal endete meine Reise. Und jedes Mal fällt der Abschied schwerer. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, dass ich für immer an den Amazonas ziehe. Doch wird das sicher nicht das Ende meiner Reisen: Im Gegenteil, denn es gibt am Amazonas noch so viel zu entdecken.
Deine Erzählungen erinnern mich sehr an mein Forschungsjahr bei kanadischen Indianern vor vielen Jahren. Das war auch eine sehr spannende Zeit. Diese endete schließlich damit, dass es mich mein ganzes Leben immer wieder nach Kanada zog. Ich kann sehr gut verstehen, wie man immer tiefer in eine Kultur eintaucht, bis sie einen nicht mehr loslässt.
Wow! Ein Jahr Forschungsarbeit bei Indianer in Kanada muss auch spannend sein! Und es auch faszinierend Kanada mit deinem Blog kennenzulernen!
Von Manaus habe ich bis zu deinem Artikel noch nie gehört und hab direkt mal gegoogelt. Jetzt weiß ich mehr und es bestätigt sich wieder, dass lesen bildet 😉 Die Geschichten hören sich toll an. Ich finde Traditionen immer wunderschön und beobachte sie auch gerne. Oft sind aber Vorführungen und Veranstaltung reiner Kommerz oder für die Kameras inszeniert und haben nichts mehr mit den urspünglichen Traditionen zu tun, was ich sehr schade finde. Klingt aber in deinem Bericht anders und es freut mich sehr, dass es immer noch Völker gibt, die ihre Traditonen bewahren.
Falls du zum Amazonas ziehst – wow! was für ein Schritt – dann wünsche ich dir viel Erfolg!
Liebe Grüße
Maria
Hallo Klaus,
danke für diesen sehr persönlichen Artikel! Ich kannte Manaus nur aus TV-Berichten und wünsche dir viel Glück bei deinem Vorhaben, für immer dorthin zu ziehen. Aus Erfahrung kann ich dir sagen: warte nicht zu lange, mach es sobald es irgendwie geht. Fernbeziehungen sind eine Herausforderung, die nur wenige schaffen.
Liebe Grüße
Elena
Hallo Klaus,
man merkt beim Lesen deines Artikels ganz deutlich, dass du dein Herz an den Amazonas verloren hast 🙂
Ich hoffe, du wirst irgendwann Gelegenheit haben, deinem Herzen zu folgen und deine Auswanderungspläne zu realisieren. Manaus klingt sehr spannend, sowohl kulturell als auch geografisch! Und ich liiiiebe Faultiere über alles! 🙂
LG Karin
Hi Klaus, ich mag deine Berichte und finde deine Reisen unglaublich faszinierend, weil es so was ganz anderes ist als der typische Tourismus. Es ist immer wieder toll von dir zu lesen. VG, Nina
Hallo Klaus, vielen Dank für den tollen Bericht! Das weckt Erinnerungen, ich durfte als Sechsjährige neun Monate mit meinen Eltern in Brasilien verbringen und es wurde seinerzeit lange diskutiert, ob wir ein verlängertes Wochenende im Amazonasgebiet inkl. Manaus verbringen dürfen. Es ist leider nichts daraus geworden, statt dessem standen Orte wie Rio, Sao Paulo, Foz d’Iguacu, Oropreto etc. auf unserem Wochenendprogramm, auch nicht schlecht ;-). Sollte ich es jemals wieder nach Brasilien schaffen – dann definitiv mit Abstecher zum Amazonas! Viele Grüße, Alexandra